Was die Engländer wirklich meinen

wenn es nicht ausreicht, die Wörter zu verstehen

Ich habe Interviews für die Serie meines Blogs durchgeführt, die heißt: Deutsche im Vereinigten Königreich. Dahinter steckt die Idee, dass einige meiner deutschen Kunden nach England ziehen möchten, und ich dachte, dass es für sie interessant wäre zu lesen, was die Deutschen, die schon hier leben und arbeiten, darüber zu sagen haben.

Als ich mit Leuten sprach und mehr Information gesammelt habe, stellte ich fest, dass es wiederkehrende Themen im Zusammenhang mit ihren Erfahrungen in der Verständigung mit Menschen im Vereinigten Königreich gibt. Sie sprachen von Missverständnissen und unbehaglichen Situationen, aber das ist nicht deswegen, weil meine Interviewten nicht die Wörter verstanden. Der Grund liegt eher darin, dass die Engländer nicht immer meinen, was siesagen oder sagen, was sie meinen. Dies kann für Menschen schwierig sein, die aus einer Kultur kommen, wo man direkt sagt, was man denkt. Sie nehmen die Kommentare für bare münze und hören nicht auf nachzufragen, ob die Person nicht unterschwellig versucht, etwas weniger Positives zu vermitteln.

Ich möchte über einige der Unterschiede sprechen, sodass Sie, egal, ob Sie nun Zeit in England verbringen wollen oder mit Kunden oder Kollegen in England sprechen müssen, darauf vorbereitet sind und Ihnen einen Einblick darüber geben, der Ihnen weiterhelfen soll zu verstehen, was los ist.

Die Kritik ist im Allgemeinen nicht sehr harsch.

Lassen Sie mich mit dem Positiven beginnen:

Marcus, der letztes Jahr nach England gezogen ist sagte: “Sie sind viel netter und finden eine viel freundlichere Art dir zu sagen, wenn du etwas falsch gemacht hast.” Nun, das ist gut! Ich würde es lieber mögen, wenn man mir sagen würde: „Es wäre besser, wenn du es so machen würdest“ als „So geht das gar nicht!” Es könnte jedenfalls hier ein Problem sein, dass jemand hieraus nicht erkennt, dass damit gesagt wird, dass man etwas Anderes machen sollte. Sie würden es wahrscheinlich nur als einen freundlichen Vorschlag sehen und ihn ablehnen, wohingegen die andere Person wahrscheinlich versucht zu sagen, „was sie tun, wird nicht funktionieren. Sie müssen es auf eine andere Art und Weise machen.“

Dies trifft auch zu, wenn Sie ein Feedback geben möchten. Sie mögen vielleicht denken: „Diese Idee ist verrückt“, aber Sie werden mit ihren Britischen Kollegen besser klarkommen, wenn Sie Nics Rat befolgen: Obwohl die fachliche Qualifikation auf gleichem Niveau ist, foppen die Menschen sich hier gegenseitig viel stärker und sie sind weit weniger streitlustig als die Deutschen. Sie sollten diplomatisch sein, wenn sie eine Lösung präsentieren, irgendwelche Veränderungen vorschlagen, ansonsten riskiert man, dass man jemanden beleidigt.“

Dinge unterbewerten

Der typische Engländer springt vor Aufregung nicht herum oder schlingt seine Arme in einer warmen Umarmung um seine Freunde. Manchmal ist es nicht gut, ihre worte wortwörtlich zu nehmen.
„Nicht so schlecht“ kann ungefähr interpretiert werden als „das ist ganz gut!“ „Mir geht es nicht schlecht bedeutet einfach nur ich bin ok.“

Nach Marcos Angaben sind die Menschen in Deutschland sehr direkter als sie es hier sind. Als Ergebnis daraus ist es wichtig, die verborgene oder untertriebene Mitteilungen herauszuhören, weil die Leute diese nicht für dich buchstabieren. „Ich bin ein bisschen enttäuscht“, bedeutet, dass die Person sehr enttäuscht ist. Wir nutzen manchmal Worte wie „ganz“ oder „ein bisschen“, um den Schock abzumildern, aber die Schlüsselworte dieses Satzes hier sind „ich bin enttäuscht“.

Ich weiß, dass ich mich als Lehrer in der Vergangenheit diesbezüglich schuldig gemacht habe. „Ich habe ein paar geringfügige Korrekturen bedeutet oft genau das, aber manchmal bedeutet es auch, „ich habe Ihre Arbeit gelesen und werde Ihnen nun etwas über Ihre Fehler sagen. Eigentlich waren da mehr als nur ein paar geringfügige Fehler, aber ich möchte nicht, dass Sie sich schlecht fühlen.“

Manchmal meinen die Leute nicht, was sie sagen

Es gibt da keine definierten Regeln. „Ich werde es bedenken, bedeutet auch genau das. Die Person wird Ihre Kommentare mit einbeziehen und darüber nachdenken, um weiterzukommen. Anderseits kann das auch bedeuten, „das ist ein komplett unbrauchbarer Beitrag, aber ich muss das trotzdem anerkennen, um nicht unhöflich zu erscheinen.“

In der gleichen Art, „das ist interessant“, kann eine Anzahl von Dingen bedeuten von „das ist durchaus wirklich interessant“ bis hin zu „das ist merkwürdig“ oder „das ist komplett irrelevant, lass uns weitermachen. Der Schlüssel hier ist zu überlegen, was die Person sagen will, wie schnell sie fortfahren wollen, ob sie nun gelangweilt sind oder begierig sind, mehr zu lernen.

Lassen Sie uns zur Sache kommen

Dies ist, was Angelika zu sagen hatte: „Die Briten scheinen eine Menge herumzureden, bevor es ums Geschäft geht anstatt direkt zur Sache zu kommen. Es frustriert mich manchmal, weil ich damit einfach nur fertig werden will.“

Die Engländer sind Meister wenn es um Gespräche über oberflächliche Themen wie beispielsweise das Wetter. Dies bricht das Eis. Jeder kann eine Meinung haben und es ist schwer, in Streit zu geraten, es sei denn, Sie geraten in eine hitzige Debatte über die globale Erwärmung. Dies könnte länger dauern als Sie gewohnt sind, aber damit würden Sie geradewegs in die geschäftlichen Einzelheiten eintauchen und es würde die Menschen spüren lassen, dass Sie nicht an sie interessiert sind, sondern nur an der anstehenden Aufgabe. Manche Menschen werden sich glücklich dabei fühlen, mit Ihnen einen Abend zu verbringen, ohne Ihnen viel über sich zu erzählen. Sie können es sich aussuchen, ob sie sich öffnen wollen, wenn sie Sie einmal besser kennen oder sie werden es nicht tun. Und erwarten Sie nicht, dass die Menschen offen sind, was ihr Altern betrifft. Die meisten sind es nicht.

Höflich sein gegen ehrlich sein

Anja teilte ganz offen ihre Schwierigkeiten, mit denen sie in diesem Gebiet konfrontiert ist. „Ich fand, dass es durchaus Unterschiede gibt in der Kultur, wie die Menschen miteinander kommunizieren und am Anfang war es ein Kampf für mich, zu den Menschen höflich zu sein, aber sie letztendlich nicht dasselbe meinten, was sie sagten, was ich von deutschen freunden gewohnt bin. Die Menschen sind an der Oberfläche höflich, aber weniger zielstrebig, wovon ich denken, dass dies am Anfang ein Kampf sein kann, und zwar nicht nur im Geschäft.“ „Ist gut“ oder „das macht nichts“ sollten nicht wörtlich genommen werden, wenn jemand ein Gesicht wie vom Donner getroffen oder einen finster dreinblickenden Blick hat, oder wenn die andere Person sich an einer Sache hochzieht, die augenscheinlich überhaupt nicht von Bedeutung ist!

Ich gebe es zu, selbst als Muttersprachlerin und jemand, der sein ganzes Leben hier verbracht hat, habe ich mich kürzlich dabei ertappt, als mir jemand eine Einladung zum Mittagessen vesprach. Sie ist nie angekommen. Sie mögen es vergessen haben, aber es ist auch möglich, dass es keine echte Einladung war. Ich pflege diese Art von Einladungen nicht zu machen, wenn ich es nicht so meine, aber gelegentlich tun die Leute das. Wenn die andere Person nicht auf Sie reagiert oder Zeit für Sie erübrigt, stehen die Chancen dafür, dass die versprochene Einladung nie kommen wird.

Menschen, die nicht tun, was Sie von ihnen erwarten, müssen nicht unbedingt unhöflich sein. Insbesondere unter Kollegen lässt die Grußformel in Emails oft zu wünschen übrig. So gibt es oftmals kein „mit freundlichen Grüßen“, „besten Wünsche“ oder „schönes Wochenende.“ Manchmal steht nur der Name der Person darunter. Manchmal schreiben Sie oben nur deinen namen, ohne „lieber/liebe“ „hi“ etc. Manchmal bin ich auch versucht, so was zu tun, wenn jemand mich ärgert, Manche Menschen tun das aus der Gewohnheit heraus und dahinter ist überhaupt keine Mitteilung verborgen. Die Engländer beleidigen natürlich auf diese Art ihre Kollegen in anderen Teilen der Welt, ohne es selber wahrzunehmen.

Christina sagte: „Ich habe bemerkt, dass es hier nicht unüblich ist, dass Leute einander nicht grüßen, während wir hier in Deutschland morgens jedem Kollegen die Hand geben.“ Ich würde es als unhöflich erachten, wenn ich zu einem Kollegen/einer Kollegin „guten Morgen“ sagen würde und sie würden mir nicht antworten. Aber ich denke, dass insbesondere allgemein in den großen Städten weniger wahrscheinlich ist, dass man Leute grüßt als in anderen Teilen der Welt. Ich erinnere mich daran, wie ich mir in einem Hotel in Schweden einen Kaffee holte und einige Leute auf meinem Weg vorüber zu mir „guten Morgen“ sagten. Ich erwiderte den Gruß, aber es überraschte mich, weil ich das nicht gewohnt bin. In Bezug auf Menschen, die Sie kennen, ist es normal, sie zu grüßen, aber viele Engländer schütteln einem die Hand, nur wenn sie den Menschen zum ersten Mal treffen. Sie tun das nicht jeden Tag.

Weniger Formalität

Nach Mitteilung von Christina ist nicht alles schlecht. Die Atmosphäre scheint im Vereinigten Königreich viel entspannter. Die Menschen scherzen und sind nicht so formell. Christine ist die zweite Person, die das Scherzen erwähnt, und es ist wahr, wir können eine entspannte, weniger formale Gruppe von Leuten sein.

Und Annemarie führte noch aus, Dass die Menschen im Vereinigten Königreich gewöhnlich zuerst auf der Basis der Vornamensnennung beginnen, wohingegen in Deutschland Leute glücklich über Jahre nebeneinander arbeiten, bevor sie das „du“ anbieten. Das stimmt. Als ich in meiner letzten Rolle arbeitete, sprachen sich sogar die Direktoren mit ihren Vornamen an und das war total normal. Es ist einfach eine andere Art der Arbeitskultur. Das heißt nicht, dass wir sie weniger respektieren oder den Kollegen näher stehen, es ist einfach eine unterschiedliche Sichtweise, wie Dinge gehandhabt werden.

Nun, was bedeutet es für Sie? Ich finde für mich als eine Person aus England eine direkte Kommunikation erfrischend. Man verschwendet keine Zeit, Dinge zu versprechen, die man eigentlich nicht zu tun beabsichtigt. Ja heißt ja und nein heißt nein. Ich habe nicht geglaubt, dass wir Engländer besonders höflich sind, aber nachdem, was mir meine deutschen Kontakte erzählt und andererseits suggeriert haben. Vielleicht bin ich einfach nicht typisch britisch. Egal, der Standpunkt dieses Artikels war es nicht, Sie zu verwirren oder Ihre Kollegen Vereinigtes Königreich als Menschen zu porträtieren, die nicht sagen, was sie meinen und nicht meinen, was sie sagen. Ich wollte einfach nur die Situatioen hervorheben, in denen es notwendig ist, jenseits der eigentlichen Worte der anderen Mitteilungen zu denken, welche die Leute zu übermitteln versuchen.

(Übersetzt aus dem Englischen von Konny Faber).

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Author: Kirsty Wolf

I am an English teacher and a language enthusiast who also speaks German and Romanian. I help motivated professionals to improve their English so that they can communicate confidently and authentically.

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