Frag die Lehrerin – Christine Konstantinidis

Es sind nicht nur Lehrer, die Fragen stellen. Hier habe ich Christine Konstantinidis , einer Lehrerin aus Deutschland, ein paar Fragen zum Thema Englischlernen gestellt.

1. Kannst du dich bitte kurz vorstellen?

Ich bin Christine Konstantinidis, ich bin freiberufliche Sprachlehrerin für Italienisch (ich hatte früher auch Englischkurse, bin aber seit Jahren mit Italienisch terminlich voll ausgelastet), aber habe auch Schüler für Englisch, Französisch, Latein und ab und zu für Spanisch. Außerdem schreibe ich den Blog http://erfolgreichessprachenlernen.com und habe dieses Jahr ein Buch mit dem Titel „Sprachen lernen – Tolle Tipps und Tricks“ veröffentlicht. Außerdem betreue ich den Blog und die Facebookseite der Firma http://www.coursefinders.com zusammen mit meiner Tochter. Sprachen lernen mit allen Sinnen mit bestmöglicher Integrierung in den Alltag und mit viel Spaß ist mein Motto, und ich merke immer wieder, dass sich meine Begeisterung auf meine Schüler, Kursteilnehmer und Leser überträgt.

2. Warst du schon mal in England? Wenn ja, wie war deine Zeit dort?

Ich habe nie in England gelebt, aber ich war schon mehrmals in Urlaub dort, das letzte Mal allerdings vor über 20 Jahren. London hat mir gut gefallen, vor allem wenn wir die eingetretenen Touristenpfade verlassen haben. Außerdem habe ich einmal Interrail gemacht und bin mit dem Zug bis nach Inverness in Schottland gefahren, zurück dann über Edinburgh, London und Cornwall. Auch in Cambridge und Oxford war ich schon. Ich habe auch schon einmal eine Radtour in England gemacht und bin froh, dass ich das überlebt habe – Stichwort Linksverkehr!

3. Was war das erste Buch, das du auf Englisch gelesen hast?

Das waren sicherlich die vereinfachten Schullektüren im Gymnasium, später dann Shakespeare und die klassischen Lektüren für das Abitur. Freiwillig habe ich erst nach der Schule angefangen, englische Bücher zu lesen. Es fing damit an, dass ich in London die Buchhandlungen praktisch gestürmt habe und mich mit Lesestoff für zu Hause eingedeckt habe – damals waren fremdsprachige Bücher noch nicht so leicht zu bekommen wie heute. Da war jedes englische Buch noch eine kleine Kostbarkeit. In Deutschland waren die Bücher damals sehr teuer und man musste drei Monate darauf warten. Da ist das Internet wirklich ein Segen.

4. Wie können Schüler deiner Meinung nach neue Vokabeln am besten lernen?

Da gibt es mehrere Möglichkeiten, allerdings ist die Methode, die am häufigsten von Schülern praktiziert wird – nämlich das Abdecken von Vokabellisten –, nicht dabei. Schüler sollten, natürlich entsprechend ihrem Lerntyp, Mindmaps nutzen, die Vokabeln umsortieren und in Kategorien einteilen oder auch Themenwortschätze erstellen. Außerdem sollten nicht die Einzelworte gelernt werden, sondern Wortverbindungen. Viele Schüler lernen gerne am Computer, für diese Schüler empfehle ich Programme und Apps wie Memrise oder Quizlet oder einen Vokabeltrainer wie Babbel oder Phase-6. Es lohnt sich auch häufig, sich Informationen über Lerntechniken zu beschaffen und verschiedene Methoden wie die Assoziationstechnik auszuprobieren. Was funktioniert, behält man bei.

5. Welche Empfehlungen hast du für deine Schüler, die ihr Englisch außerhalb des Unterrichts verbessern wollen?

Dafür gibt es viele Möglichkeiten. Schüler finden englischsprachige Serien toll, also sollten sie sie, zumindest wenn sie fortgeschrittene Lerner sind, im Original anschauen. Zudem können sie auf YouTube Interviews mit ihren Lieblingssängern oder –schauspielern anschauen, diese Interviews gibt es teilweise sogar mit Untertiteln. Kinofilme auf DVD sind ebenfalls eine gute Idee. Wenn Schüler gerne hören, können sie sich Podcasts zu Themen suchen, die sie interessieren, oder vielleicht ihr Lieblingsbuch als Audiobook herunterladen. Vor allem Mädchen schreiben gerne, also bieten sich Sprachpartnerschaften an, beispielsweise über Seiten wie Italki oder http://www.mylanguageexchange.com/ , wo Jugendliche Gleichaltrige im Ausland finden können, um Mails zu schreiben. Früher lief das über Brieffreundschaften, heutzutage eben über Mails. Schüler könnten auch ihr Handy oder Facebook auf Englisch als Benutzersprache umstellen – es ist erstaunlich, wieviel sozusagen im Vorbeigehen hängen bleibt. Und wenn wir schon bei Facebook sind: Man könnte sich auch Facebook-Gruppen in Englisch suchen, die sich mit dem eigenen Hobby, beispielsweise Schwimmen oder ein bestimmtes Computerspiel, beschäftigen. Generell ist es sowieso eine gute Idee, sich mit Dingen zu beschäftigen, die einen interessieren. Man kann auch mal eine Zeitschrift über Tennis oder Fußball in Englisch lesen.

6. Wie könnte deiner Meinung nach jemand, der Angst vorm Englischsprechen hat, diese Blockade überwinden?

Indem er mit ganz kurzen Unterhaltungen beginnt, und wenn es nur 3 Wörter sind. Außerdem sollte er sich geduldige Sprechpartner suchen, damit nicht noch zusätzlich Stress entsteht, weil der Sprechpartner ungeduldig reagieren könnte. Außerdem könnten diese Schüler Projekte zusammen mit einem Nachhilfelehrer oder einen Sprachpartner vorbereiten und als Präsentation halten – nicht vor der Klasse, sondern nur vor einer Einzelperson. Wenn man solche Übungen öfters hinter sich gebracht hat, nehmen die Erfolgserlebnisse zu und man traut sich selbst immer mehr zu. Einen solchen Schüler hatte ich vor einigen Wochen: Er sollte ein Referat in Englisch halten über New Mexico, hat am Anfang nicht einmal eine halbe Minute geschafft, dann aber im Laufe der Zeit immer wieder eine halbe Minute hingehängt, bis am Schluss ein tolles Referat von zehn Minuten dabei herauskam. Und das Beste war: Die Vorbereitung hat ihm richtig Spaß gemacht.

7. Was ist dein Lieblingswort auf Englisch?

Ich habe kein richtiges Lieblingswort auf Englisch – es gibt aber einige, die mir vom Klang her gefallen, beispielsweise daffodil oder dandelion. Und whatchamacallit und thingamabob finde ich witzig.

8. Kennst du irgendwelche typischen Gerichte aus England?

Ich liebe Scones mit Erdbeermarmelade und Clotted Cream! Glücklicherweise gibt es sie sogar hier bei uns in Bamberg in der Teegießerei! Und Teekuchen mag ich auch gerne. Was ich nicht gerne esse, ist Fish & Chips – und was ich wirklich hasse (und in England mal versehentlich bestellt habe, weil ich dachte, es wären die roten Bohnen) ist Kidney Beans. Und den Trifle nach dem Rezept aus dem Englischbuch meiner Kinder mag ich auch nicht. Ansonsten liebe ich noch Kekse aller Art und jegliche Sorten von Thornton-Schokolade! Und Cadbury Fingers, aber nur die Geschmacksrichtung Vollmilch.

9. Was ist deiner Meinung nach für deutschsprachige Lernende am schwierigsten, wenn es darum geht, Englisch zu lernen?

Schwierig für Deutsche ist definitiv die andere Herangehensweise an die Zeiten. Im Deutschen, zumindest nicht in der Umgangssprache bzw. im normalen Sprachgebrauch, gibt es nicht diese strenge Klassifizierung von verschiedenen Zeiten (und vor allem nicht so viele) und auch nicht die strikte Anwendung. Dieses „ist es abgeschlossen oder nicht“ und „dauert die Handlung lange oder ist sie kurz“ überfordert Schüler lange Zeit. Mit den vielen Zukunftszeiten ist es ebenso.
Außerdem sind die Präpositionen eine Wissenschaft für sich, vor allem bei den „phrasal verbs“ – die muss sich jemand ausgedacht haben, um uns zu ärgern. Aber die Präpositionen sind schwierig in fast jeder Sprache, das ist kein typisch englisches Problem.

10. Kennst du ein lustiges Sprichwort oder *eine Redewendung auf Englisch?

Ich liebe ja den Ausdruck „every Tom, Dick and Harry“ – keine Ahnung wieso. Besonders lustig finde ich, dass anstatt Harry auch Harriet eingesetzt werden kann – es lebe die Emanzipation! Ich finde es lustig, dass eben diese Vornamen dafür verwendet werden. Zudem gefallen mir Redewendungen allgemein in Fremdsprachen sehr gut, allerdings finde ich, dass man sie sich sehr schwer merken kann. Mein früherer Englischlehrer hat, als ich mich auf die Cambridge-Examen vorbereitet habe und Panik hatte, es nicht zu schaffen, immer gesagt: every cloud has a silver lining. Dieses Sprichwort finde ich auch nett. Und „put that in your pipe and smoke it“. Diese bildhaften Ausdrücke finde ich toll – in jeder Sprache.

Photo of Christine Konstantinidis

Wo finden wir dich online?

Ich bin online auf verschiedenen Kanälen unterwegs.
Meinen Blog findet man auf http://erfolgreichessprachenlernen.com
Meine Facebookseite ist: http://www.facebook.com/erfolgreichessprachenlernen
Außerdem betreue ich seit kurzem noch den deutschsprachigen Blog der Webseite http://coursefinders.com/de/studentlibrary und deren Facebookseite unter https://www.facebook.com/CourseFinders-for-Languages-Germany-124034521274139/timeline/

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Author: Kirsty Wolf

I am an English teacher and a language enthusiast who also speaks German and Romanian. I help motivated professionals to improve their English so that they can communicate confidently and authentically.

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